Montag, 13. August 2012

Romney Hood

http://www.thedailyshow.com/watch/thu-august-9-2012/democalypse-2012---dog-days-edition


Mitt Romney kann man aufgrund vieler Eigenschaften kritisieren: Für die Inhalte, die er vertritt; für die Inhalte, die er nicht vertritt; dass er eigentlich keine Inhalte vertritt. Von Seiten der Linken wird besonders seine Abgehobenheit hervorgehoben, denn Romney scheint den Bezug zum Leben der Mittelschicht vollkommen verloren zu haben. Kostprobe: Seine Frau Ann "drives a couple of Cadillacs". Bürgernähe sieht anders aus..

http://www.mediaite.com/online/the-worst-mitt-romney-gaffes-caught-on-tape/#6

Es ist jedoch bemerkenswert, dass ein zentraler Kritikpunkt nur wenig explizite Beachtung findet und dennoch implizit bei jedem öffentlichen Auftritt Romneys mitschwingt:

Romney ist unsicher, er fühlt sich unter Menschen nicht wohl, er ist nicht schlagfertig und er kann nicht frei reden. Deshalb fühlt sich jeder seiner Auftritte an wie Laufen auf Eierschalen; man fiebert innerlich mit, welchen Patzer er sich dieses Mal wieder erlaubt.

So z.B. in dem Daily-Show-Ausschnitt zu "Romney Hood". Von der Obama-Kampagne wird Romney unterstellt, dass er die Mittelschicht zu Gunsten der Reichen beraube. Obama fasst diese Behauptung in dem Begriff "Romney Hood" zusammen, da es sich bei seiner Politik um ein umgekehrtes "Robin Hood"- Verhalten handele. Diese Bezeichnung, ob zutreffend oder nicht, sitzt, wackelt und hat Luft.
Romney versucht in seiner Replik nun das fast Unmögliche: Diesen Angriff mit einem ähnlichen "catch-phrase" zu kontern. Was jedoch zum Scheitern verurteilt ist, da es seinem Team offensichtlich an Kreativität und ihm an der Fähigkeit fehlt, einen solchen Begriff möglichst effektivoll zu formulieren.

Und genau in diesem Kommentar manifestieren sich seine gesamte Unsicherheit im Umgang mit den Medien und der Öffentlichkeit: "If I were to coin a term, it would be "Obamaloney".
Es liegt nicht nur daran, dass dieser Begriff weder witzig, noch eingängig ist.
Die einleitende Formulierung "If I were to coin a term.." ruiniert das gesamte Unternehmen. Denn sie lässt als conditionalis irrealis die Möglichkeit offen, ob Romney diesen Terminus tatsächlich formuliert. Oder ob er ihn nur formulieren würde.

Was wiederum zwei Aspekte verdeutlicht: Erstens ist das Team Romney nicht in der Lage, Medien effektvoll einzusetzen. Catch- Phrases brauchen keine Einleitung, sondern lediglich eine bedeutungsschwangere Pause, wie Obama in seiner Rede eindrucksvoll beweist.

Zweitens: Romney ist sich anscheinend noch nicht ganz sicher, ob er dieses Spiel überhaupt spielen möchte. Ist er bereit für den kontinuierlichen verbalen Schlagabtausch, der sich amerikanische Poltik nennt? Oder ist es für ihn vielmehr ein hypothetisches Szenario, auf das er sich unter Umständen einlassen könnte? Man weiß es nicht.

Man könnte diese Schwäche Romney natürlich PR-technisch zu einer Stärke ausbauen und ihn als rhetorischen Underdog gegenüber dem ehemaligen Jura-Professor Obama präsentieren. Romney als Mann, der die Sprache des Volkes spricht.
Was diesen Weg jedoch versperrt, ist die grundlegende Inkonsistenz in Romneys öffentlicher Person. Oder anders formuliert: Wie wird jemand, der offenbar so unsicher ist, dass er in der Öffentlichkeiten kaum einen gerade Satz zustande bekommt, PARTNER bei Bain Capital?

Von Unternehmensberatern kann man denken, was man möchte, aber eine Eigenschaft wird ihnen wohl kaum jemand zuschreiben: offenkundige Unsicherheit. Wenn jemand durch die Welt reist und als Außenstehender meint, Firmen den Weg zum Erfolg vorschreiben zu können, wird er sich wohl nicht für vollkommen unfähig halten bzw. dies gut zu verbergen wissen.
Romney hat in diesem Metier eine außerordentlich erfolgreiche Karriere lanciert. Wie hat er das geschafft, wenn er jemandem wie Barack Obama rhetorisch nicht gewachsen ist? Ich bin mir sicher, dass er in den jeweiligen Vorständen der Unternehmen auf gewieftere Opponenten getroffen ist.

Und wahrscheinlich ist dies der Knackpunkt seiner gesamten Bewerbung um das Präsidentamt: Das fehlende Rückgrat, die undurchsichtigen Geschäftspraktiken und sein inhaltlicher Opportunismus sind eigentlich nur Symptome der grundlegenden Inkonsistenz seiner öffentlichen Person. Es ist einfach nicht nachvollziehbar, wie jemand in verbalen Duellen ständig den Kürzeren zieht und sich bei jeder sich ihm bietenden Möglichkeit daneben benimmt und trotzdem eine solche Karriere in einem derart anspruchsvollen Geschäftsfeld ablegt. Da ist etwas nicht ganz kosher bei Mitt Romney und dieses Gefühl wird bei jedem seiner öffentlichen Auftritte greifbar. 



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